Kompass ohne Norden | Rezension

Was passiert, wenn du nicht mehr zwischen der realen und fiktiven Welt unterscheiden kannst? Neal Shusterman schreibt ein bewegendes Buch über die Schizophrenie eines Jugendlichen.

Hallo Leseverzauberte!

Vor einigen Wochen habe ich dieses Buch gelesen und Euch auf Instagram eine Rezension versprochen. Hier kommt sie endlich! Vielen Dank an Eselsohr Leseabenteuer, dir mir das Buch bei meinem Praktikum geschenkt haben.

Handlung

Nichts macht mehr Angst, als nie zu wissen, was du im nächsten Moment glauben wirst.

Aus „Kompass ohne Norden“

Der 15-jährige Caden Bosch lebt in zwei Welten. In einer geht er zur Schule, in der anderen ist er Teil der Besatzung eines Piratenschiffs. Es fängt mit Gartenschläuchen an, die Schlangen sind und gemalten Delfinen im Zimmer seiner Schwester, die Mordfantasien hegen. Außerdem denkt er, dass ein Mitschüler ihn umbringen will. Bis sich sein ganzer Alltag wie eine tödliche Gefahr anfühlt und er nicht mehr Realität und Einbildung unterscheiden kann. In seinen Träumen ist er auf einem Schiff mit dem Kapitän und dem Papagei, deren Aufträge er ausführen soll. Seine Mission dort ist es, zum Marianengraben zu tauchen. Caden begreift, dass er zu Zeiten der Bibel als Prophet gegolten hätte, was bei ihm heute als Schizophrenie diagnostiziert wird.

Rezension

Die Geschichte hat mich von Anfang an gepackt und ich konnte sehr gut mitverfolgen, wie sich Caden veränderte. Von den anfänglichen Problemen im Alltag bis zur Behandlung in der Klinik war der Verlauf der Krankheit sehr authentisch dargestellt. Das Buch beginnt mit einer Bemerkung des Autors, in der er von seinen Erlebnissen erzählt und will den Leser für das Thema Schizophrenie sensiblisieren. Es ist also keineswegs fiktiv, weil ein Drittel der amerikanischen Familien von psychischen Erkrankungen betroffen ist! Ich habe der Geschichte angemerkt, dass Shusterman die Erfahrungen selbst mit seinem Sohn Brendan durchgemacht hat. Brendans Zeichnungen aus der Krankheitszeit sind sehr beeindruckend und schön. Sie erweitern die Möglichkeit, mit den Gedankengängen der Kranken mitzufühlen.

Neal Shusterman beschreibt sehr eindrucksvoll, wie sich Caden in zwei Parallelwelten befindet und diese verschwimmen. Sein Erzählstil ist poetisch und einfach wunderschön zu lesen, wie bei der Scythe-Trilogie. Die Kapitel sind sehr kurz, meistens eine Seite lang und so lese ich schnell eines nach dem anderen ohne es zu merken. Dadurch, dass es so real ist, werde ich in einen Bann gezogen, den ich nicht bei jedem Buch erlebe.

Das Cover finde ich sehr schön und passend zu einer Schlüsselszene gewählt. In diesem Fall finde ich den deutschen Titel „Kompass ohne Norden“ besser als das Original „Challenger Deep“.

Fazit

Dieses Buch hat mir enorm geholfen, zu verstehen, wie sich psychisch Kranke fühlen und was es so schwer macht, mit Schizophrenie zu leben. Ich gebe dem Buch 5 von 5 Sternen, weil es ein wichtiges Buch ist, das Einblick in psychische Krankheiten gibt.


Hat jemand von Euch das Buch gelesen? Welches Buch von Neal Shusterman ist Euer Lieblingsbuch? Ich freue mich auch über Feedback zu meiner Rezension!

Euer Lesemagier Daniel

Bibliografie

Neal Shusterman
Mit Illustrationen von Brendan Shusterman
Aus dem Englischen von Ingo HerzkeHardcover
Hanser Verlag
Ab 14 Jahren empfohlen
352 Seiten
Am 20. August 2018 erschienen
Ausgezeichnet mit dem National Book Award 2015 und nominiert für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2019
19,00 € [D]

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Fotos: © Daniel Eckert © Carl Hanser Verlag

Daniel
Daniel ist seit Kurzem Buchblogger auf dieser Webseite. Er schreibt schon immer gerne und mag vor allem eines: Lesen!

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